Energiesystem Industriegebiet Elsbachtal

Die Nachbarkommunen Grevenbroich und Jüchen planen ein interkommunales Industriegebiet. Mit dem Energiesystem Industriegebiet Elsbachtal wird die Grundlage für die klimaneutrale Energieversorgung gelegt.

Gemeinschaftlich Energieressourcen
und Infrastruktur nutzen

Ein Energiesystem als Blaupause für ähnliche Vorhaben: Die Planungen für das Industriegebiet stehen unter der Prämisse der Nachhaltigkeit. Die künftige Energieversorgung ist dabei ein wesentlicher Aspekt.

Das Energiesystem Industriegebiet Elsbachtal zeichnet sich durch die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen und Infrastruktur sowie Sektorenkopplung aus – das heißt, die Verbindung von Strom-, Wärme- und Gasnetzen sowie dem Mobilitätssektor.

Ergänzend sollen Dächer der zukünftigen Betriebe als Flächen für die Energieerzeugung durch Photovoltaik (PV) dienen. Innovative Geschäfts- und Betreibermodelle werden geprüft.

Die Bestandteile des Energiesystems

Das Energiesystem Industriegebiet Elsbachtal sieht verschiedene Bestandteile für den Aufbau eines nachhaltigen Energiesystems für den neuen Wirtschaftsstandort vor.

„Mehr Photovoltaik auf Gewerbedächern“ lautet eine Kampagne unter anderem des NRW-Wirtschaftsministeriums. Die Solarstromerzeugung auf diesen exponierten und oft ungenutzten Flächen bietet ein erhebliches Potenzial. Dieser Gedanke spielt auch im Energiesystem Industriegebiet Elsbachtal eine Rolle. Da die Gebäude neu errichtet werden, können PV-Anlagen von Beginn an vorausschauend mitgedacht werden. Nach ersten Berechnungen – ausgehend von einer maximalen Bebauungsdichte und der Nutzung von PV-Anlagen mit einer Ost-West Ausrichtung – ergibt sich ein jährlicher Gesamtertrag von rund 46 GWh. Diese Energie kann sogar ausreichen, um den Bedarf der Unternehmen vor Ort zu decken.

Um die Erzeugung und den Verbrauch von Strom zeitlich voneinander zu entkoppeln, werden Batteriespeicher benötigt. Dadurch steigt die Unabhängigkeit von Sonne und Wind zur Deckung des Bedarfs an erneuerbaren Energien. Eine Speicherkapazität von etwa 25 MWh soll nach ersten Berechnungen ausreichen, um dazu beizutragen. Die finale Auswahl einer Speichergröße ist jedoch von den weiteren Einflussfaktoren wie der Spitzenlastkappung abhängig, was eine tiefergehende Analyse erfordert.

Mit dem Bundesgesetz für die Wärmeplanung und zur Dekarbonisierung der Wärmenetze soll die Wärmeversorgung auf Treibhausgasneutralität umgestellt werden, um zur Erreichung der Klimaschutzziele der Bundesregierung bis 2045 beizutragen. Kommunen einer Größe wie Jüchen oder Grevenbroich sind verpflichtet, bis Mitte 2028 Wärmepläne aufzustellen. Das Energiesystem Industriegebiet Elsbachtal trägt dem Rechnung. Der Bau eines Wärmenetzes kann an die sonstigen Tiefbauarbeiten bereits beim Neubau angeschlossen werden.

Darüber hinaus können die Gebäude von Beginn an wärmeeffizient geplant und errichtet werden. Da somit in der Regel niedrigere Heizungstemperaturen ausreichend sind, kann das System als Wärmenetz 4.0 ausgeführt werden. Darin erfolgt die Wärmebereitstellung unter Kriterien des Klimaschutzes und der perspektivisch kostengünstigen Wärmeversorgung überwiegend auf Basis von erneuerbaren Energien.

Je nach Wärmebedarf und benötigtem Temperaturniveau kommen verschiedene Wärmequellen in Betracht: Neben Luft-, Erdwärme- oder Abwasserwärmepumpen ist auch die Nutzung von Abwärme denkbar. Auch Kombinationen verschiedener Quellen sind möglich, um so speziellen Wärmeanforderungen einzelner Betriebe gerecht zu werden.

Im Energiesystem Industriegebiet Elsbachtal liegt der Fokus neben der Nutzung Erneuerbarer Energien und dem Wärmenetz auch auf der Mobilitätswende. Um die Nutzung alternativer Mobilität für die Unternehmen, deren Mitarbeitende sowie die Kundinnen und Kunden zu erleichtern, bietet es sich an, an einer zentralen Stelle eine Tankstelle für E- und wasserstoffbasierte Fahrzeuge ähnlich dem Green Energy Hub einzurichten.

Dieser Mobilitätshub kann sowohl durch die PV-Anlagen auf den Dächern als auch durch die Energielandschaft versorgt werden. Für das Angebot einer Wasserstofftankstelle gilt es, im Vorfeld den Bedarf näher zu ermitteln. Durch den zeitnahen Baubeginn des Industriegebiets Elsbachtal ist allerdings davon auszugehen, dass die Nachfrage zu Beginn gering sein wird. Somit wäre eine Belieferung mit Wasserstoff anstelle einer Vor-Ort-Elektrolyse ausreichend.

Ergänzt werden kann der Mobilitätshub um Sharing-Fahrzeuge, die allen Unternehmen beispielsweise für Dienstfahrten zur Verfügung stehen. Das erleichtert den Umstieg auf Elektro- und Wasserstoffmobilität und der Bedarf an Parkplätzen sinkt.

Innovative Geschäfts- und Betreibermodelle sollen dazu beitragen, die regenerative Energieversorgung und die gemeinschaftliche Nutzung von Ressourcen zu unterstützen. Auf Seiten der Energieversorgung können dies gewerbliche Mieterstrom- und Contracting-Modelle sowie Direktstromlieferungen sein. Letzteres bietet die Möglichkeit zur Vernetzung mit der Energielandschaft oder der Solarautobahn.

Der Projektraum für das Energiesystem

Das Energiesystem bezieht sich auf die Fläche an der Autobahn 46 an der Abfahrt Jüchen und der Bundesstraße 59 in verkehrsgünstiger Lage. Der Bereich befindet sich im Nordosten des Innovationsparks Erneuerbare Energien. Bei der Fläche von etwa 42 Hektar handelt es sich um eine Rekultivierungsfläche des ehemaligen Tagebaus Garzweiler. Aktuell wird die Fläche landwirtschaftlich genutzt. Unternehmen, die sich auf der Fläche ansiedeln, werden bereits gesucht – Zielgröße sind vier bis fünf Unternehmen mit einem Flächenbedarf von jeweils rund 50.000 Quadratmetern. Vorrangig sollen sich produzierende Unternehmen ansiedeln.

Eindrücke vom Projektgebiet

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